Von bösen und von guten Schleppern

Mittelmeer_2016_07_11Bin noch in der Überlegung, ob ich daraus eine ständige Rubrik machen soll. So tägliche Nachrichten von der Schlepper-/Rettungskoalition. Gestern waren die Helfer jedenfalls schön auf einem Haufen versammelt, wie ich sie hier mal aufgezählt habe – ohne Anspruch auf Vollständigkeit. An dem Track (blaue Linie) erkennt man, wie nahe (ca.25 km) die Bourbon Argos an der libyschen Küste operiert.

Der Sommer ist noch lang und die schönen neuen grauen Schlauchboote (wer liefert die eigentlich?) sind hin und wieder mal in den Nachrichten zu sehen, wenn mal an einem Tag nichts richtiges passiert ist und die Olympiade noch nicht angefangen hat. Da unten ist alles business as usual. Unklar ist mir, weshalb man nicht auf N 33° 3′ E 12° 26′ ein Hotelschiff verankert, dass bequem von den Schleppern und Helfern angefahren werden kann? Von Afrika bis zum Hotelschiff sind die bösen Schleuser zuständig, vom Hotelschiff bis in die EU übernehmen dann die „guten Schleuser“. Die „Seenot“ ist nur virtuell definiert. Wenn bei dieser eingespielten Routine noch einer ums Leben kommt, dann ist das nur auf Blödheit oder Fahrlässigkeit zurückzuführen. Die Zeiten der Rostlauben sind vorbei. Bei diesen Mengen an – wie heißt das so schön – Schutzsuchenden, die inzwischen übers Meer befördert werden, liegen die alten Seelenverkäufer schon längst auf Grund. Heute sind es neue, graue Schlauchboote mit einem kleinen Motörchen, die nur das Hoheitsgewässer Libyens verlassen müssen, bis sie von europäischen Rettern in Empfang genommen werden können.

Topaz Responder, Bourbon Argos, Sea Watch 2, Sea Eye,

Es fehlen:

Phoenix (von der libyschen Küste auf dem Weg nach Sizilien. Leider kann man nicht erkennen, ob vollgeladen oder nur zum Tanken und/oder Landgang)

Sea Watch 1 im Hafen (Valetta), Dignity 1 heute erst, von Malta kommend, eingetroffen. Siem Pilot noch auf dem Weg.

Falls einer meiner Leser sich zufällig mal mit seiner Yacht in der Nähe von Tripolis rumschippert, dann empfehle ich die Lektüre von Proasyl. Der Tatbestand der „Beihilfe zur unerlaubten Einreise“ steht anscheinend nur noch auf dem Papier! Manche behaupten, das wäre ein kostenloser Fährdienst nach Europa. Was sind das für empathielose Menschen!

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18 Antworten zu Von bösen und von guten Schleppern

  1. Martin1 sagt:

    Ich persönlich habe gar nichts gegen die Rettung aus Seenot.
    Aber warum werden die so weit weg gebracht, nach Europa?
    Die gehören an ihren Startort zurück gebracht!!!

    Im übrigen mag ich das australische Modell!
    Europäische und deutsche Politiker haben doch allesamt einen an der Waffel!
    :-(((

  2. Bernd sagt:

    Was passiert eigentlich mit den Außenbordern?
    Bei 50 Personen im Boot sind dann ca. 20.000 irgendwo verblieben. Nicht das die Joghurtbecherrecycler die Dinger einfach im Mittelmeer versenkt haben.

    • Blogwart sagt:

      Gute Frage. Ich nehme an, das ganze Meer ist dort voll mit kaputten Schlauchbooten, die den Motor als Ballast brauchen, damit sie untergehen.

  3. MichaelJ sagt:

    Hotelschiff? Ich hätte da einen besseren Vorschlag. Hat nicht Klein-Francois einen Flugzeugträger über, den er nicht an Putin ausliefern darf (noch besser, wenn schon bezahlt)? Das wäre doch die Lösung und wunderbarer Investorenschutz. Auf der Start- und Landebahn könnten in Zeiten der Nichtverwendung gut und gerne genausoviel Iglu-Zelte platziert werden wie auf dem alten Flughafen in Athen (zum gleichen Zweck auch noch). Wenn man dann demnächst Hillary erzählt, dass da bedrohlich vor Libyen ein Putin-Kriegsschiff dümpelt, dürfte das Problem bald erledigt sein …

    Wer die Gummiboote liefert? Wollte schon immer mal im Wallstreet-Journal nachschauen, welcher Gummi produzierende und verarbeitende Konzern in den letzten Jahren besondere (freudig-erregte) Kursanstiege zu verzeichnen hatte. Vielleicht sind sie auch via Amazon zu bestellen, die liefern sie dann per FEDEX oder besser noch by Drohne aus, zielgenau und pünktlich. Falls dem nicht so sein sollte, müsste eigentlich das Lager per Satellit gut auffindbar sein. Ok, nicht immer, haben wir ja auch bei MH17 erfahren dürfen. Ganz zu schweigen, die endlosen russischen Panzerkolonnen, die im Donbass tätig sind. Wie in Polanskis Tanz der Vampire: dort ist der Graf nebst Tanzpartnerin und Gästen beim Am-Spiegel-vorbei-tanzen auch total unsichtbar. Ob Putin das Verfahren zu seinen perfiden Verwendungen umgesetzt hat? Zuzutrauen ist es ihm. Und genau das ärgert die Transatlantiker – bis zur Weißglut.

    So wie einst beim Sputnik, die Amis hinken mal wieder hinterher. Erste Testversuche – MH 370 z.B. oder von Co-Piloten gesteuerte Jets, U-Boote in den Schären haben gezeigt, dass das Projekt noch verbesserungsfähig ist. Die Objekte fallen meist noch an den falschen Stellen ab oder verschwinden ganz. Das ist natürlich mehr als peinlich.

  4. Falkenauge sagt:

    Apropos PRO ASYL.
    Anders als der Name suggeriert, geht es denen unterschiedslos um Schutz und Hilfe von allen Ankommenden, gleichgültig, ob sie einen rechtlichen Asylgrund haben oder aus anderen Gründen in unser Land wollen. Pro Asyl fordert die Zulassung einer unbegrenzten und unbeschränkten Einreise, auch von Migranten. Da es die demographische Entwicklung und die Humanität gebiete. Daher tritt sie für ein Europa der offenen Grenzen ein, das jedem, der den Schengen-Raum betritt, ohne Ausnahme ein Asylverfahren ermöglichen müsse. Das dürfe jedoch unter keinen Umständen mit einer Abschiebung, sondern müsse immer erfolgreich oder zumindest mit dem Verbleib der geflüchteten Person in Europa enden.
    Es ist unglaublich.

    Eine Analyse:
    https://fassadenkratzer.wordpress.com/2016/06/06/pro-asyl-migrationsnetzwerk-und-meinungsmacht/

  5. aristo sagt:

    Die Motörchen sind doch Attrappen, oder?

  6. Hen Dabizi sagt:

    Wer die Boote kauft ist so egal, wie wer die Waffen liefert. Relevant (und systemimmanent) ist, dass sie gekauft und vor allem wohin sie geliefert werden. Das sind einige der berühmten „Fluchtursachen“. Nur brauchen wir ja diese „Fluchtursachen“ als Opfergaben für das allseeligmachende Wachstum der „Wertegemeinschaft“. Immer daran denken „Derjenige ist wirklich und wahrhaft sozial, der Arbeit schafft.“! Das kann man ja in adaptierter Form von unseren Eliten dauernd hören. Nur stammt es von Alfred Hugenberg, dessen „Erfahrungen“ in der Propaganda des aufstrebenden Nationalsozialismus offenbar gern angenommen werden. Wo ist die Bessermenschenjournaille mit dem Aufschrei?

    • Martin1 sagt:

      Na, Fluchtursachen sind amerikanische Bombardements gewesen!

      Das traut sich die deutsche Presse aber nicht zu sagen. Ein Grund mehr diese Produkte unvollständiger Berichterstattung (schöne Umschreibung des Worts Propaganda, nicht?) zu meiden!

  7. humorlos sagt:

    Wenn man jemanden 25km vor der Lybischen Küste aufsammelt und ihn dann 375km zu seinem Reiseziel schippert ist das nunmal ein kostenloser Fährdienst.
    Das ist einfache Logik und genau deshalb setzen sich die Leute ja in die Schlauchboote; eben weil sie wissen das 25km vor der Küste jede Menge emphatischer Gutmenschen nur darauf warten sie mit einem seetüchtigen Schiff sicher ins gelobte Europa bringen zu lassen.
    Ähm wer jetzt darauf pocht das die armen Schutzsuchenden das gar nicht wissen können: das sind doch alle studierte Fachkräfte (jedenfalls nach einhelliger Meinung der Medien und Arbeitgeber)! Und als Fachkraft wird man wohl kaum glauben das man mit einem Schlauchboot 400km lebend übers offene Meer kommt, oder?

    • Blogwart sagt:

      Nach Lampedusa sind es nur knapp 300 km.

    • eudlinks sagt:

      erinnert ihr euch noch an das „Boat People“ von Vietnam und Kambodscha? Schaut mal in Wikipedia nach.

    • MichaelJ sagt:

      Der Bootslieferant wird doch hoffentlich die von der Wertegemeinschaft kostenlos zur Verfügung gestellten GPS-Sender im Gummiwulst implantiert haben. Wie sonst sollten die Boote ohne größere Zeitverluste geortet werden.
      Außerdem können sie so nicht verloren gehen und zur alsbaldigen Wiederverwendung herangezogen werden. Wie beim Monopoly eben: gehe zurück auf Los und ziehe 10.000 Dollar ein.

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