Philosophisches

Macht Euch auf was gefasst. Dank eines netten und wachen Mitreisenden ist mir gerade ein Buch von 2004 in die Hände gefallen: „Die Kraft der Vernunft“ von Oriana Fallaci. Leider ist diese Frau schon gestorben, aber ihre Schriften haben es in sich. Wer noch ein Weihnachtsgeschenk sucht …!

Dieser Beitrag wurde unter Arabische Welt abgelegt und mit verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

16 Antworten zu Philosophisches

  1. Ulrich Christoph sagt:

    Oriana Fallaci führte 1979 ein Gespräch mit Ajatollah Khomeini. Sie provozierte den Geistlichen: „Wie schwimmt man eigentlich mit einem Tschador?“ Khomeini schnappte zurück: „Unsere Sitten gehen Sie gar nichts an. Wenn sie islamische Kleidung nicht mögen, müssen Sie sie nicht tragen.“ Fallaci konterte: “ Das ist sehr freundlich, Imam. Und weil Sie das gesagt haben, werde ich jetzt diesen dummen, mittelalterlichen Fetzen ausziehen. „Und auf der Stelle warf sie den Tschador ab und saß dem Alten mit offenen Haaren gegenüber, eine Todsünde im Gottesstaat. Khomeini sprang schockiert – „wie eine Katze, eine solche Beweglichkeit hätte ich dem Alten nicht zugetraut“ – auf und stürmte aus dem Raum. Die Italienerin musste 24 Stunden warten, bis er sich zur Fortsetzung bequemte. Vorher wurde sie von seinem Sohn Achmed ermahnt, keinesfalls wieder das Thema Tschador anzusprechen.
    Doch Fallaci tat genau das Gegenteil, schon in der ersten Frage. Die Reaktion des Imams war verblüffend: “ Zuerst schaute er mich erstaunt an, total erstaunt. Dann war der Schatten eines Lächelns auf seinen Lippen. Dann wurde aus dem Schatten ein wirkliches Löcheln. Und dann lachte er !“ Später flüsterte Achmed ihr zu:“ Glaube mir, ich habe meinen Vater nie lachen sehen. Sie sind die einzige Person auf der Welt, die ihn zum Lachen brachte.“ ( s. Wikipedia.de)
    *
    Eine Würdigung dieser mutigen Frau hier:
    https://www.welt.de/kultur/article149095729/Italien-entschuldigt-sich-bei-dieser-Islamkritikerin.html
    „[…] Die Gemeinde Oppeano am Gardasee ehrte die Verstorbene so: Sie kaufte das Grundstück der örtlichen Moschee, riss das Haus ab und machte das Grundstück zur „Piazza Oriana Fallaci“.

    • Blogwart sagt:

      Danke für die Unterstützung!

      • Ulrich Christoph sagt:

        Für den Altenmann und für Oriana immer!

      • Filer sagt:

        Es ist nur ein Buch, werter Blogwart 🙂 Unsere Unterstützung ist Dir immer sicher!
        Eigentlich habe ich so als „alter Bücherwurm“, der ich als eifriger Verschlinger von zahllosen „Russischen Sagen und Märchen“, SF- Autoren- Helden wie Stanislaw Lem oder der genialen Krimis der Gebrüder Strugazki aufgewachsen bin, gedacht, das es nichts Entspannenderes als eine Buchmesse geben kann. So ähnlich wie der Besuch einer Bibliothek oder Buchhandlung- andachtsvoll irgendwie. Man wispert sich etwas zu und setzt sich gemütlich zum „1. Kennenlernen“ in einen gemütlichen Sessel. Bücher verhalten sich still, warten geduldig, bis sie ihr Innerstes preisgeben.
        Nun, Stille ist wohl nicht mehr das Kriterium einer Messe, wo Bücher im Mittelpunkt stehen sollten. Menschen versuchen mit aller Gewalt, andere in die linke oder rechte Ecke zu drücken. Von Gesinnung ist die Rede, fake news machen die Runde, Wunden werden geleckt. Wer hat gewonnen? Das Buch an sich eher nicht!

        • Filer sagt:

          Wollte nur mal philosophieren.

          • Heli sagt:

            Und das, liebe Filer, ist dir voll gelungen!

          • Filer sagt:

            Aber unsere Erinnerungen, die wir in unserer Kindheit und Jugend angesammelt haben, kann uns keiner nehmen, Heli. Du bist ja auch so ein Bücherlindwurm 🙂
            Bücher sind Entspannung; das Internet dagegen ist hektisch- wartet auf den nächsten Klick. Auch die moderne Komprimierung von Büchern auf Reader ist nicht so mein Geschmack. Auf Reisen bestimmt hilfreich, aber ohne Strom hat das analoge Buch einen entscheidenden Vorteil 🙂

  2. Antipas sagt:

    Wer in den 80ger Jahren Griechenland bereiste, konnte eigentlich nicht ihren Roman „Ein Mann“ ignorieren: Ein Buch wie ein Tsunamie! Er zeigt auch sehr dramatisch auf, welche Folgen man bei einer konsequenten Opposition – gegen die damalige Junta in Griechenland – zu tragen bereit sein musste. Einer der Höhepunkte: Die bildhafte Diplomatie, mit der Zerstörung der Akropolis (und sich selbst) ein Ende der Militärdiktatur herbeiführen zu wollen! Ja, das sollte das Maß für jeden Widerstandskämpfer in der damaligen Friedensbewegung in Deutschland sein… Naja, Spaß beiseite: Wer kam im letzten Jahrhundert noch auf die Idee, den eigenen Staat durch die Zerstörung von Kulturdenkmälern zu erpressen?

    Jahre später wurde dann Asien bereist und Tiziano Terzani kam mit ins Handgepäck: Eine Wendung nach Innen, „Fliegen ohne Flügel“, Reportagen vom Spiegel engagierten Redakteur Tiziano Terzani. Auch er war politisch, aber mehr Gandhi opportun als die „harte Kante“.

    Als dann der über Korrespondenz geführte Streit zwischen Fallaci und Terzani in ein kleines Büchlein mit ihren Briefen mündete (der Print aus den Alternativbuchläden ist leider nicht mehr erhältlich), hörte mein Interesse an beiden Autoren auf.

    Die Positionen sind im Folgenden beschrieben, wobei man einschränken müsste, dass sie im Jahr 2002 verfasst wurden:

    http://gazette.de/Archiv/Gazette-September2002/Reuter2.html

    Mittlerweile können wir vieles, was damals die „Furie“ (Phillip Reuter) Oriana zu ihren letzten Büchern motivierte, besser verstehen, nachdem der Islam nun Europa an der Nase herumführt. Wir erleben es hautnah. Umso erstaunlicher ist es, dass die Position von Tiziano als alleinige Moral-Doktrin inflationäre Züge annimmt.

    Es gibt nicht nur einen Lackmustest, sondern zwei:

    oans: Gibt es Freiheit und Demokratie mit offenen Staatsgrenzen?
    zwoa: Lassen sich „unsere“ moralischen Prinzipien aufrecht erhalten bei der Wahl der Mittel, der globalisierte Migration zu widerstehen?

    (Oh wei, es gibt mehr als zwei….)

    • Blogwart sagt:

      Wenn das die Oriana noch erlebt hätte, was heute abgeht!

      • Heli sagt:

        https://www.welt.de/kultur/article149095729/Italien-entschuldigt-sich-bei-dieser-Islamkritikerin.html

        Das Buch „Die Wut und der Stolz“ habe ich vor ca 1 Jahr gelesen. Beim Regalumräumen fiel es mir wieder in die Hände .

        Obwohl ich grundsätzlich ihre Meinung teile, habe ich es nicht gut gefunden. Zuviel Wutschaum! Im Schäumen bin ich selber gut , da nützt es mir nichts, wenn jemand mich noch zusätzlich aufschäumt. Kondensiert in einen einzigen Aufsatz wäre es in Ordnung, aber so habe ich mich durchgequält.

        • Filer sagt:

          Du bist eine mutige Frau und sie war eine mutige Frau. Deshalb musste sie nichts in Dir wachrütteln, was nicht schon wach war. Was fehlt, ist eine Wegweisung aus dieser Misere! Ich werde mir die Bücher nicht bestellen, da auch meine Meinung zu diesem Thema durchaus gefestigt ist.

  3. Humml sagt:

    „Die Kraft der Vernunft“ – das ist doch fast so etwas ähnliches wie ein Oxymoron.

  4. Martin1 sagt:

    Ich habe auch von der Autorin gehört, und nur Gutes!

    Ich denke: Sicher ein Lesetipp! 🙂

  5. Argus sagt:

    Danke für den Hinweis. Man sollte desöfteren alte Bücher wieder lesen. Das lässt die Gegenwart besser verstehen. Auch empfehlenswert von Oriana Fallaci „Die Wut und der Stolz“ schildert die Zustände im Libanon und die Kämpfe um Beirut und die Verwicklung Israels.

  6. palina sagt:

    danke für den Buchtipp, Blogwart.
    Habe das Buch „Brüder des Schattens“ gelesen. Kann ich auch sehr empfehlen.

  7. Oliver sagt:

    Von dem Buch und der Autorin habe ich bereits gehört… leider habe ich es noch nicht gelesen.
    Aber danke für die Erinnerung. Vielleicht wirklich mal auf die Leseliste packen…

    Auch empfehlenswert, vielleicht etwas trockner geschrieben und schwerer zu lesen als Fallacis Buch: Hartmut Krauss (Hg.): Säkulare Demokratie verteidigen und ausbauen

Kommentare sind geschlossen.