Ratloses vom Presserat

Petry, Schüler, Pronold und Lügner so hieß mein Artikel am 1. Juli 2016. Ich berichtete darüber, wie Schüler, die vor einer Veranstaltung der AfD in Landau (Isar) Protestflugblätter verteilt hatten, von Frauke Petry eingeladen wurden, ihr Anliegen im Saal vorzutragen. So der Sachverhalt.

Über die Veranstaltung gibt es unterschiedliche Bewertungen. Ist man bösartig, dann kann man sagen, dass die Schüler eine sehr erbärmliche Vorstellung geliefert haben. So hart möchte ich aber nicht mit ihnen ins Gericht gehen, denn ich habe selbst erlebt, wie Strauß, Kohl u.a., uns in den siebziger Jahren als „Versammlungsstörer“ abbügelten. Wir bekamen aber – im Gegensatz zu den Schülern in Landau – kein Mikrofon und unsere Rufe wurden professionell abgekanzelt. Einen Politprofi bringt so schnell nichts aus der Fassung, zumal er alle „Argumente“ schon tausendfach gehört und die passende Antwort sofort parat hat. Auf „schwarzer Riese“ kam von Kohl postwendend die Replik: „Lieber ein schwarzer Riese, als ein roter Zwerg“. Aber ein Mikrofon (!), wie es die Schüler bei Petry bekommen haben, gab es bei den Qualitätsparteien – nicht dass ich wüsste – nicht. Wie gesagt, man kann über die Bewertung unterschiedlicher Meinung sein, nicht aber über den Verlauf der Veranstaltung, der als Video online abrufbar ist.

Der Qualitätsjournalist Maximilian Kettenbach machte daraus einen Artikel, der auch beim besten Willen mit der Realität nichts zu tun hatte. Titel: Bei Petry-Auftritt: Security nimmt Schülern das Mikro ab.

Die den Schülern gewährte Redezeit von ca. 25 Minuten war rum und die AfD-Veranstaltung sollte beginnen. Logischerweise wird dann das Mikrofon zurückgegeben, was sonst? Diese Szene kann in dem Video (im Link abrufbar) ab ca. 25:00 bis 27:30 selbst beurteilt werden.

Am 4. Juli habe ich mich (auf Empfehlung einer Leserin) mit dieser Beschwerde an den Presserat gewandt:

Der Artikel entspricht nicht der Wahrheit. Es wurde falsch berichtet. Details habe ich in meinem Blogbeitrag dargestellt. In diesem Beitrag finden Sie weitere Links von Dritten, die meine Meinung teilen. Nachzuprüfen ist das Ganze per Video, das der Merkur sogar verlinkt hat. Auch interessant dürfte sein, dass Augenzeugen auf der Facebookseite von Pronold (Link in meinem Bericht) dies ebenfalls bestätigen. Die katastrophale Berichterstattung gibt es auch in der Landauer und Passauer Neuen Presse. Falls es ein ungeschriebenes Gesetz gibt, wonach alles was die AfD macht als rassistisch, fremdenfeindlich oder sonst was darzustellen ist, dann werfen Sie die Beschwerde in den Papierkorb.

Die Beschwerde wurde nicht in den Papierkorb geworfen, sondern mit Datum vom 12. August beantwortet. Jetzt hyperventiliere ich. Grundlage der Prüfung des Presserates war Ziffer 2 (Sorgfalt) des Pressekodexes:

Recherche ist unverzichtbares Instrument journalistischer Sorgfalt. Zur Veröffentlichung bestimmte Informationen in Wort, Bild und Grafik sind mit der nach den Umständen gebotenen Sorgfalt auf ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen und wahrheitsgetreu wiederzugeben. Ihr Sinn darf durch Bearbeitung, Überschrift oder Bildbeschriftung weder entstellt noch verfälscht werden. Unbestätigte Meldungen, Gerüchte und Vermutungen sind als solche erkennbar zu machen.

Der zuständige Referent schreibt mir doch tatsächlich, dass es „nicht ersichtlich ist, inwiefern der von mir beanstandete Artikel falsch berichtet haben sollte„. „Möglicherweise sind es diese subjektiven Wertungen innerhalb des Artikels, die Sie als Falschberichterstattung interpretieren, weil Sie den berichtetetn Vorgang anders wahrnehmen. Die berichteten Fakten entsprechen jedoch dem Vorgang, wie ihn das verlinkte Video wiedergibt.“ Hier die vollständige Antwort des Presserates als PDF: 2016_08_12_Presserat_Antwort

„Ich stehe selbst enttäuscht und seh‘ betroffen / Den Vorhang zu und alle Fragen offen.“

Ich knabbere noch an dem Satz: „Ähnlich wie Konzertberichte, beschreibt der Redakteur hier also nicht ausschließlich nachrichtlich, was passiert ist, sondern auch, wie das Geschehen auf ihn oder auch weitere Beobachter gewirkt hat. Diese subjektive Betrachtungsweise ist ausdrücklich gewollt und als Stilmittel legitim.

Ich werde in Zukunft Nachrichten als Konzertberichte ansehen, dann basst’s scho.

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15 Antworten zu Ratloses vom Presserat

  1. Filer sagt:

    Da ich nicht ernsthaft annehme, dass der altemann eine einigermaßen schlüssige Antwort nach dem Motto „Oh, gut dass Sie uns auf diese Verfehlung aufmerksam gemacht haben!“ erwartet hat, bin ich mir sicher, dass er den die Qualitätsmedien überwachende, (aus Qualitätsjournalisten und -verlagen bestehenden und vom Bund bezuschussten) Presserrat nur informieren wollte, dass dem Leser trotz oftmals attestierter Unfähigkeit zum Differenzieren doch die eine oder andere Manipulation ins Auge fällt. Aber das ist nur meine subjektive Betrachtungsweise des Ganzen:-).

  2. Leo sagt:

    So wird Meinung gemacht von der Presse. Die Meinung steht nicht unter Kommentar sondern unter der Berichterstattung. So wird aus einer subjektiven Meinung durch die Veröffentlichung eine „objektive Wahrheit“ die sich über das Land verbreitet, da jeder von jedem abschreibt. So macht ein kleiner (windiger) Journalist mit subjektiver Berichterstattung nationale objektive Wahrheit.
    Ich weiß nicht über wen ich mehr entsetzt sein soll, über die Journalisten oder all die Leichtgläubigen (Vollidioten) die den täglich geschriebenen Schwachsinn auch noch als Wahrheit glauben. Und das Allerschlimmste ist, dass ich bis vor einigen Jahren auch noch zu diesen Vollidioten gezählt habe. Das tut weh, aber es geht langsam vorbei und das Wehe wandelt sich in Zorn! Das hilft, auch wenn der Zorn manchmal für meine Mitmenschen schwer zu verstehen und zu ertragen ist.

  3. Johannes Streck sagt:

    Werter Altermann,

    „logischerweise wird dann das Mikrofon zurückgegeben“. Und ausgeschnitten auf genau das hat der „Qualitätsjournalist“ eine Überschrift daraus gemacht. – Ich lese und höre schon seit langer Zeit nichts mehr, ohne mir spitzfindig-dialektische Hintergedanken dazu zu machen.
    Die Geschichte erinnert an einen Witz in den Sechzigern über ein Wettrennen zwischen einem sowjetischen und einem US-Sportler. Der Amerikaner lief als Erster durch das Ziel. Die Prawda meldete damals: Unser verdienter Sohn des Volkes belegte einen ehrenvollen zweiten Platz, während der USA-Sportler Vorletzter wurde.

  4. Heidi Preiss sagt:

    Mein Gott Blogwart, wegen diesen Gekauften hyperventilieren? Nein, lohnt nicht, denk an Deine Gesundheit und daran, dass die zig-Beschwerden von Bräutigam, Klinkhammer & Co. immer ins Leere gelaufen sind. Ich bin mir sicher – auch wenn es noch dauert -, dass die, deren Spezialität es ist, Wahrheiten völlig zu verdrehen, voll gegen die Wand knallen oder geknallt werden. Der Aufgabe, die dem Presserat obliegt, wird schon ewig nicht mehr nachgekommen und wir wissen doch alle, warum das so ist.

  5. Lieber alter Mann,

    lass Dich um Himmel Willen nicht frustrieren. Und ich weiß auch nicht, was die alle nehmen, aber ich will das auch haben.

    *widdewidde_wie_sie_mir_gefällt*

    LG oh

    • Nachdenker sagt:

      Also ich möchte das nicht haben, was die nehmen. Am Ende schrumpft mein Hirn dann auch auf Erbsengröße.

      • Hen Dabizi sagt:

        Bei einigen müsste man vermutlich aufblasen, um ein Hirn in Erbsengröße zu erreichen. Da sind die „Mittelchen“ dann auch egal. Und das unsere §Eliten“was nehmen, ist nicht erst seit den Grünen (Beck – Crystal Meth; Özdemir – Cannabis; … ) ja Konsens.

        • Heidi Preiss sagt:

          Hen, dass dieser Beck nicht von der Bildfläche verschwunden ist, bringt mich zur Weißglut. Zu Özdemir:
          Gegen der Welt-Übel hilft rasch ein hanfwässernder Eiswasserkübel.

  6. Hen Dabizi sagt:

    Der Deutsche Presserat, eingetragen als Trägerverein des Deutschen Presserats e.V., ist eine Organisation der großen deutschen Verleger- und Journalistenverbände Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger
    Der Verursacher der „Qualitätsmedien“ sollen diese „beaufsichtigen“? Wie war das mit dem Bock, auch ne, der hat ja Eier, also den Mönch zum Gärtner machen?
    Die sind nicht „ratlos“, die sind vorsätzlich renitẹnt [3]!

  7. Heli sagt:

    Der Presserat ist stramm auf Linie! Logik, eigenständiges Denken, ist karriereschädlich!

    Aber ich hab was Schönes. Läuft unter Satire, ist aber Klapsmühlen-Realität :
    https://philosophia-perennis.com/2016/08/14/afd-sinnfindungsinstanz/

    Das ist der Blog von David Berger, einem schwulen , katholischen Theologen. Der Kerl imponiert mir wirklich, denn der hat, was man so salopp mit „Eier in der Hose“ umschreibt und dazu noch ordentlich Hirn.

  8. Lochbrille sagt:

    Der Link soll das Thema Unverschämtheit „Reiz und Reaktion von Viktor E.Frankl“ aufrufen.

  9. Lochbrille sagt:

    Okay – dumm gelaufen.
    Hier ein Link Besonders empfehlenswerte Folge: https://itunes.apple.com/de/podcast/ich-rede.-podcast./id517995620?mt=2&i=369659826
    um die Wunden zu lecken! Und daraus zu lernen.

    Apropo: Der „schwarze Riese“ war laut dem Buch von Wolfhart Berg „Mit den Wölfen heulen – Tips und Tricks für die Karriere auf die fiese Art“ ein Großmeister aller Seilschaften. Er hat sich auf manche „Spielchen“ erst gar nicht eingelassen.

    Heutzutage werden In-FORM-ationen sichtbar verwischt. Die Bevölkerung nimmt es wahr oder will es nicht wahrhaben…… Oder ist hilflos!

    Einen schönen Sonntag

  10. Karl-H Konrad sagt:

    Hallo Blogwart, hast Du ernsthaft eine andere Reaktion von denen erwartet? Das ist doch alles ein Klüngel, alle gleich geschaltet. Die legen sich alles so aus wie sie es brauchen. Das Wahrheitsministerium leistet da wirklich ganze Arbeit. So etwas hätte ich mir noch vor zehn Jahren nicht vorstellen können. Es wird immer dunkler hier im Land und eine klammheimliche Angst breitet sich in mir aus vor dem, was da noch auf uns zu rollt.

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